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Channel: Wochenmarkt – 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch
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25. Juli 1916

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BAST_25_07_D

Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 25. Juli 1916

In Solingen wirkt auf dem Wochenmarkt noch das „freie Spiel der Kräfte“, zum Schaden der städtischen Bevölkerung.

                         Vom Wochenmarkt.
   Heute waren die Preise für einige Artikel auf dem Wochen-
markte wieder gestiegen. Waldbeeren kosteten bis 65 Pf[enni]g das
Pfund. Zwiebeln wurden für 35 Pf[enni]g das Pfund verkauft. Auf
dem Gebiete der Gemüse- und Obstversorgung herrscht bei uns
noch volle Anarchie. „Das freie Spiel der Kräfte“ wirkt fast
uneingeschränkt. Im Landkreise setzt die Verwaltung „Richt-
preise“ fest, nach denen sich im Stadtkreise Solingen kein Mensch
richtet. Im Landkreise sollen im Kleinhandel die dicken Bohnen
höchstens 15 Pf[enni]g kosten, im Stadtkreise kostet diese Ware 18 bis
20 Pf[enni]g. Das ist nur ein Beispiel, von den Erbsen- und
Möhrenrichtpreisen ganz zu schweigen. Dann ist es ein un-
haltbarer Zustand, wenn irgendein Großindustrieller
als Großeinkäufer die Gemüsepreise in die
Höhe treibt, zum Schaden der Stadtbewohner. Alle Maß-
nahmen der unteren Behörden fruchten nichts, wenn nicht auch
beim Gemüsehandel für größere Bezirke die Preise einheitlich
geregelt werden. So wie die Sache heute gemacht wird, läuft
sie auf eine ganz unberechtigte Ausbeutung der Städte hin-
aus, die keine Gemüseproduktion besitzen.


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