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Channel: Wochenmarkt – 1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch
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19. Februar 1918

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Stadtarchiv Solingen, Bergische Arbeiterstimme 19. Februar 1918

Trostloses Morgenangebot auf Solingens Wochenmarkt

                          Vom Wochenmarkt.
   Die Markthalle machte heute morgen wieder den Eindruck
einen alten Weibes, das noch keine Toilette gemacht hat.
Haarige und verschrumpelte Rüben bedeckten in Massen die
Verkaufsstände. Kein Blättchen lichtes oder sattes Grün er-
freute das Auge und bot ihm Abwechslung. Das trockene Gelb-
weiß der Rüben gab dem ganzen einen trostlosten Anstrich. Kein
Bäuerlein war erschienen, um uns von seinen Gemüsevorräten
etwas abzulassen. Wahrscheinlich warten die Landwirte auf
„bessere Zeiten“ und hoffen, daß die Höchstpreise einen Ruck
nach oben tun. Wir wissen natürlich nicht, ob die Herren richtig
spekulieren, hoffen aber, daß sie sich irren.
   Die Zentrale hat uns aber nicht ganz vergessen. Im Laufe
des Tages treffen je ein Waggon Schikoree, Spinat und Grün-
kohl ein, so daß die Hausfrauen gut tun, heute nachmittag ihre
Einkäufe zu machen.


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